Fechten
Schweiß tropfte von seiner Stirn. Er wußte, die nächste
Attacke mußte ihm gelingen, sonst war alles wofür er gekämpft
hatte umsonst gewesen. Seine Augen brannten, seine Arme schmerzten, er
hatte nur noch Energie für eine Aktion. Langsam machte er einen Schritt
vor, immer darauf bedacht, was sein Gegner unternahm. Die letzten Minuten
des Gefechts waren sehr defensiv gewesen, diesmal mußte er die Aktion
setzen. Mit einem Appell täuschte er einen Geraden Stoß an,
lenkte im letzten Moment die Klinge um und versuchte in die Flanke zu treffen.
Sein Gegner durchschaute sein Aktion und parierte mit einer sixt-Parade.
Doch damit hatte er gerechnet: Mit einer zweiten Finte umging er die sixt,
und stieß auf die nun ungeschützte Brust. In einer letzten Anstrengung
spannte er sich und explodierte in einem Fleche. Als er sich nach einigen
Sekunden soweit erholt hatte, daß er wieder klar denken konnte, sah
er wie die Zuschauer jubelten. Er hatte es geschafft. Das Gefecht war gewonnen...
Nun haben Sie einen kleinen Einblick in den Fortgang eines Gefechtes
bekommen, erlebt wie der letzte Treffer aussehen könnte. Es wird nun
wohl Zeit ihnen ein wenig genauer zu berichten, wie der Sport Fechten abläuft.
Die drei Waffen
Im Fechtsport gibt es drei verschiedene Waffen: Florett, Degen und Säbel.
Die drei unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Trefferfläche
und die Hiebart. Beim Florett gilt der ganze Rumpf ohne Gliedmaßen
und Kopf als Trefferfläche, beim Degen ist es der ganze Körper
und beim Säbelfechten sind Rumpf, Arme und Kopf gültige Trefferfläche.
Der Unterschied zwischen Degen & Florett und Säbel ist, daß
man bei den beiden Ersten nur sticht, beim Säbel aber Hiebe austeilt.
Die populärste Waffe ist sicherlich Florett, während es in Österreich
recht wenige Säbelfechter und noch weniger Degenfechter gibt.
Die Bewegung
Im Fechten gibt es besondere Schritte, die Fechtschritte. Man nimmt dabei
eine seitliche Körperhaltung ein, und bietet somit dem Gegner eine
möglichst geringe Trefferfläche. In dieser Haltung kann man Schritte
und Sprünge machen. Als Angriffsaktion gibt es den Ausfall und den
Fleche(gespr.:Flesch). Beim Ausfall streckt man erst den Arm und dann explosionsartig
den hinteren Fuß und drückt sich somit nach vor und dem Gegner
entgegen. Beim Fleche dagegen (der nur eine seltene Aktion ist) streckt
man auch den Arm und läuft dem Gegner dann entgegen.
Finten und Paraden
Um sich vor Angriffen zu schützen gibt es Paraden. Einen geraden Stoß
kann man mit verschiedenen Aktionen beseitigen: Quart-, Sixt-, Oktav-,
Second-, Sercle-, und viele andere Paraden. Es gibt auch eine Körperparade,
bei der man durch zurückweichen die gegnerische Klinge ins Leere stoßen
läßt. Nachdem man den Gegnerischen Angriff beseitigt hat, kann
man seinerseits eine Riposte (unmittelbarer Angriff nach der Parade) machen,
oder ein wenig warten und einen eigenen Angriff starten. Um bei einem Angriff
der gegnerischen Parade auszuweichen gibt es Finten. Diese nennt man dan
Finte gegen die: Quart, Sixt, Oktav, usw.
Die Ausrüstung
Um den Fechtsport zu betreiben, genügt leider die normale Sportbekleidung
nicht. Zum einen braucht man überdurchschnittlichen Schutz, zum anderen,
werden die Treffer durch eine elektrisches System angezeigt. So benötigt
man spezielle Schutzkleidung, die enorm reißfest ist (Man stelle
sich vor, was passiert, wenn so ein Florett abbricht...) : Hose, Jacke,
Handschuh und Maske. Um an den elektronischen Treffermelder angeschlossen
zu werden, braucht man ein Körperkabel, eine E-Weste und natürlich
ein elektrisches Florett (oder Säbel/Degen). Das Florett besitzt an
der Spitze einen Druckschalter, der nur auf mindestens ein halbes Kilo
Druck reagiert. Wenn jetzt der Stromkreis nur im Florett geschlossen ist,
dann leuchtet ein weißes Licht, wenn der Stromkreis mit der E-Weste
des Gegners geschlossen ist, dann Leuchtet entweder ein rotes oder ein
grünes Licht. Die Bahn, auf der gefochten wird ist auch an den Stromkreis
angeschlossen, und somit reagiert der Treffermelder gar nicht, wenn man
den Boden trifft. So wird vermieden, daß Treffer, die nicht beim
Gegner sind gezählt werden.
Ich fechte jetzt schon seit einigen Jahren, und muß sagen, daß
einem dieser (zugegebenermaßen teure) Sport nie langweilig wird...
P.S.: Wenn ihr noch Zeit und Lust habt, dann schaut doch noch bei Rappelzappels
Bericht übers Rudern rein.